Als der Holocaust noch keinen Namen hatte.
Zur frühen Aufarbeitung des NS-Mordes an Jüdinnen und Juden
Before the Holocaust Had Its Name.
Early Confrontations of the Nazi Mass Murder of the Jews
In der Historiografie ging man lange davon aus, dass es bald nach 1945 zu einer unausgesprochenen Übereinkunft gekommen war, den Judenmord zu beschweigen und die Schuldfrage beiseite zu schieben. Die erst kürzlich wiederentdeckten vielfältigen, bis in die frühen 1950er-Jahre angestellten Bemühungen, die postnazistischen Gesellschaften über die Verbrechen des NS-Regimes aufzuklären und sie mit diesen zu konfrontieren, sich damit auf mannigfaltige Weisen auseinanderzusetzen, widersprechen aber dieser lange gültigen Annahme.
Die Beiträge des vorliegenden Bandes fragen nach den konkreten Maßnahmen, die es unmittelbar nach dem Schrecken des Krieges gab, das begangene Unrecht nach dem Krieg als solches anzuerkennen: Welche Versuche gab es, den Massenmord zu thematisieren, zu dokumentieren, der Opfer der NS-Vernichtungspolitik zu gedenken, Verantwortlichkeiten zu klären und die „Schuldfrage“ zu stellen? Welche politischen Interessen verbanden sich mit den Bemühungen, die Vergangenheit auszuarbeiten, wie(so) scheiterten sie und ab wann sind erste Tabuisierungstendenzen feststellbar?
Béla Rásky ist Direktor des VWI, Regina Fritz ist Projektmitarbeiterin bei der Edition „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945 (VEJ)“, und Eva Kovács ist wissenschaftliche Programmleiterin des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI).
Wien 2016
Erhältlich im gut sortierten Buchhandel oder direkt bei new academic press.