Die ungarische Zwangsarbeit in Wien, in den Jahren 1944/45, deren Spuren wir im Rahmen des Projekts „BEWEGT ERINNERN“ am 27. Mai 2014 freilegen wollten, ist eine Erinnerungsgeschichte, die innerhalb der Wiener Stadtgeschichte einen „blinden Fleck“ darstellt. Die Spuren dieser wichtigen Erinnerung offenbaren sich weder in der Stadtarchitektur noch im Stadtmobiliar auf eine lesbare Art und Weise, es existieren auch keine Erinnerungsorte, die unsere Aufmerksamkeit auf diesen Inhalt oder auf diese Identität lenken würden. Für die Wienerinnen und Wiener sind es womöglich Räume, welche in anderen Stadtgeschichten eine Rolle spielen, mit der betrachteten Epoche aber nicht mehr in Verbindung gebracht werden, da sie ja auch keine erkennbaren oder deutlichen „Zeichen“ oder „Spuren“ dieser Geschichte auf der Haut tragen. Aus diesem Grund ist es wichtig, eine Geschichte, eine Erinnerung, die sehr wohl noch besteht und präsent ist, auch wenn sie in der Textur der Stadt kaum mehr zu erkennen ist, wieder in die Erinnerung zu rufen, indem man an gewissen Orten dieser Geschichte gedenkt. Durch die Gedenkfahrt wurde also eine Veränderung des Stadtbildes angestrebt, indem Erinnerungsorte hinzugefügt wurden, um ein tieferes Verständnis von Räumen zu erlangen.
Die Idee einer Bustour durch Wien im Gedenken an ungarische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter 1944/45 bot die Gelegenheit, unsere, im Rahmen des Lehrgangs Social Design – Arts as Urban Innovation an der Universität für Angewandte Kunst theoretisch erarbeiteten Konzepte auch praktisch umzusetzen. Die Gedenktour wurde so zu einem Versuch, durch ein tieferes Verständnis von mental und real verschütteten und vergessenen Identitäten von Räumen, die individuelle Rekonstruktion eines Stadtbildes zu bewirken, indem wir diesem neue Erinnerungsorte hinzufügten. Es ging um einen Prozess, der eine persönliche Aneignung der Stadt und ihrer Identität anregt, aber auch umsetzt.