Am 16. April 1944 begannen die ungarischen Behörden, die bereits entrechteten Juden in Ghettos zu sperren. 437.000 Menschen wurden in 170 Ghettos zusammengepfercht, die Mehrheit wurde bis Juli 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Nach dem 15. Oktober 1944, nach der Machtübernahme der Pfeilkreuzler, wurden die Deportationen wieder aufgenommen: In den Monaten November und Dezember 1944 trieben ungarische und deutsche bewaffnete Einheiten 50.000 Zwangsarbeiter in Todesmärschen in das heutige Österreich. Die in Budapest verbliebenen Juden wurden in ein Ghetto gesperrt, Tausende erschossen. Die Überlebenden des Ghettos wurden im Jänner 1945, jene der Konzentrationslager im Mai 1945 von den Alliierten befreit.
„Nur eine Quelle …“ gedachte dieser Tragödie: Wissenschafterinnen und Wissenschafter erinnerten mit einer einzigen historischen Quelle an die Leiden der Opfer. Im Fokus standen ein Artikel, ein Objekt, ein Protokoll, ein Brief, ein Foto, eine Zeugenaussage und ein Interview. Die Vortragenden besprachen die Herkunft der Quelle sowie ihre Entstehung, wie und warum sie erhalten geblieben war, was sie uns heute erzählen kann. Welche Gesichtspunkte kann eine einzige Quelle aufwerfen? Wie kann man sie entschlüsseln, und wie wird sie Teil einer Gesamterzählung der ungarischen Shoah? Die Veranstaltung schloss mit einer kleinen Ad-hoc-Ausstellung der präsentierten Quellen und einer zweisprachigen Lesung aus Béla Zsolts Werk Neun Koffer.
- Einleitung (Dieter Pohl)
- Ein Artikel (Ferenc Laczó)
- Ein Objekt (András Szécsényi)
- Ein Protokoll (László Csősz - Regina Fritz)
- Ein Brief (Istvan Pal Adam)
- Eine Akkreditierung (Kinga Frojimovics)
- Ein Foto (Zsolt K. Horváth)
- Eine Zeugenaussage (Rita Horváth)
- Ein Interview (Éva Kovács)
Durch den Abend führte Béla Rásky.